Pechmariechen und der Schneeschreck
Zu Pfingsten in Konstanz die Mutter spricht:
“Bald ist es Zeit fürs Festtagsgericht!
Drum gehe, Mariechen, hinab in den Keller
und fülle mit Sauerkraut hier diesen Teller!”
“O Mutter, o Mutter, mir träumte neulich von einem Schneeschreck, der war so abscheulich…!”
Ach, lass uns den Keller vergessen: wollen wir was anderes essen!”
“Mein Kind, mein Kind, ich seh‘ es genau: Dir ist es vom Schneeschreck im Magen noch flau.
Du siehst überall Schrecken, die lauern — geh, hol von dem Kraut, von dem sauern!”
Mariechen tut es — sie schreitet hinab, hinab in den Keller, der finster wie’s Grab — !
Hier füllt sie den Teller, den Teller aus Blech — doch solang sie auch füllt, kein Schnee.
Uwe Fiedler, 01.04.2016
Sah ein Knab’ Schneeschreck steh’n
(Nicht ganz so frei nach Johann Wolfgang Amadeus von Goethe)
Sah ein Knab’ ein Schneeschreck steh’n,
Schneeschreck auf der Weiden.
Er war grauenhaft und schrecklich schön,
man sah ihn mit der Rätsche dreh’n,
Der Knab der sah’s mit Freuden.
Schneeschreck, Schneeschreck, Schneeschrecklein, Schneeschreck auf der Weiden.
Schneeschreck sah ihn traurig an, Schneeschreck auf der Weiden:
“Wann fängt die nächste Fasnacht an,
und zieht mich mit in seinen Bann,
dann fang ich mit der Rätsche an,
bis ich nicht mehr rätschen kann.
Ihr seid nicht zu beneiden…!”
Schneeschreck, Schneeschreck Schneeschrecklein, Schneeschreck auf der Weiden.
Uwe Fiedler, 01.04.2016